Callcenter-Betrug: Ein Fall-Beispiel
Vom sogenannten Callcenter-Betrug haben Sie mit Sicherheit schon gehört. Heute möchten wir Ihnen einmal ein Fall-Beispiel vorstellen, um Ihnen zu zeigen, was aus Gutgläubigkeit resultieren kann.
Ein Anruf, der alles auf den Kopf stellt
Besonders Rentner sind gefährdet, auf Betrüger aller Art reinzufallen. Sie kennen und nutzen die modernen Informationsquellen eher selten und glauben einfach an das Gute im Menschen. Leider macht sie das zu einem gefundenen Fressen für Kriminelle ohne jegliche Skrupel. Doch auch alle anderen Menschen können zum Opfer werden.
Eine 75-jährige alte Dame musste nun erleben, was es heißt, auf solche Betrüger reinzufallen. Bei ihr wurde der sogenannte „Gewinnspiel-Trick“ angewandt. Als man sie anrief, hieß es, sie habe einen großen Geldbetrag gewonnen. Wer würde sich nicht darüber freuen?
Doch bevor sie das Geld ausgezahlt bekommen kann, müsse sie noch eine Gebühr berappen, weil unter anderem der Notar bezahlt werden muss. Dabei waren die Betrüger wohl auch nicht zimperlich und setzten die alte Dame ziemlich unter Druck.
Callcenter-Betrug: langer Atem brachte Tausende Euro
Den ersten Anruf erhielt die Münchnerin im Sommer 2015. Seit dem riefen die Betrüger immer wieder an, manchmal sogar täglich. Immer wieder schien es Probleme mit den Überweisungen zu geben, immer wieder kamen neue Kosten hinzu. Die Dame glaubte all die Geschichten und überwies ihnen immer mehr Geld. Das ging bis ins Jahr 2016.
Der Bank fielen diese ungewöhnlichen Kontobelastungen eines Tages auf, die sich dann an die Polizei wandte. Zu einem Vernehmungstermin erschien sie nicht, weil sie Angst hatte, den finalen Anruf zu verpassen.
Insgesamt hat die Rentnerin sage und schreibe 100.000 Euro verloren. Ob Sie das Geld jemals wiedersehen wird, ist fraglich. Wahrscheinlich muss sie sich damit abfinden, dass das Geld weg ist. Die Überweisungen gehen meist ins Ausland auf anoynme Konten, die nicht nachverfolgt werden können.
Sollte Ihnen oder jemandem in Ihrem Umfeld derartiges passieren, sollten Sie dennoch die Polizei einschalten und es versuchen. Warnen Sie bitte vor allem die älteren Menschen in Ihrem Umfeld, damit so etwas nicht passiert.
Der gute alte Vorschußbetrug…
Als ich einmal auf Verwandtenbesuch war, bat mich eine meiner Tanten, sie doch zur Bank zu fahren, da sie einen dreistelligen Eurobetrag auf ein britisches Bankkonto überweisen müsse. Neugierig geworden, hakte ich nach und erfuhr, daß die Tante bei einer (mir völlig unbekannten) Lotterie 1.500.000 € gewonnen habe und nun Gebühren zahlen müsse, da es Probleme mit der Auszahlung ihres Gewinns gäbe.
Dank Seiten wie spam-info.de wurde ich sofort hellhörig: ich lehnte ab und bat meine Tante inständig, nichts mehr zu überweisen. Ich schilderte ihr auch die allgemeine Vorgehensweise eines Vorschußbetrugs. Sie würde ihren „Gewinn“ niemals erhalten, sondern müsse immer wieder aus immer neuen Gründen immer mehr Geld bezahlen, schloß ich meine Ausführungen und weigerte mich, sie zu zur Bank zu chauffieren.
Sie glaubte mir aber nicht und unterstellte mir nicht nur, neidisch auf ihr „Glück“ zu sein, sondern brach einen Streit vom Zaun und warf mich hochkant hinaus!
Seither habe ich keinen Kontakt mehr zu ihr. Über sieben Ecken konnte ich aber in Erfahrung bringen, daß sie inzwischen ihre gesamten Ersparnisse diesen Betrügern in den A… geblasen haben soll. Sogar Verwandte und Bekannte soll sie angeblich schon angepumpt haben, weil es (für mich nicht sehr überraschend) immer noch Schwierigkeiten bei der „Gewinnauszahlung“ gebe. Selbst um Kredite soll sie sich bereits bemüht haben!
Meine Lateinlehrerin (möge sie in Frieden ruhen) hatte doch Recht mit ihrem Lieblinsgspruch: „Manche lernen’s nie und andere noch später!“